„No Poo“ – diese für Nicht-Insider kryptische Bezeichnung steht für einen der neuesten Trends in der Haarpflege. Ausgeschrieben bedeutet es „No Shampoo“ – und damit „Haare waschen ohne Shampoo“. Gewaschen werden die Haare entweder mit klarem Wasser oder mit Naturprodukten wie Roggenmehl oder Lavaerde. Das hört sich absurd an, meinst du? Tatsächlich hat der Trend zahlreiche Anhänger. Dazu gehören auch Prominente, beispielsweise die britische Sängerin Adele und die amerikanische Schauspielerin Gwyneth Paltrow. Beide haben auffallend schönes Haar. Ist an der No-Poo-Methode also etwas dran?
Haare waschen ohne Shampoo: Diese Idee steckt hinter dem Trend
Statt der Frage „Wie oft sollte man die Haare waschen?“ stellen die No-Poo-Anhänger die klassische Haarpflege mit Shampoo komplett infrage. Und tatsächlich ist Shampoo eine sehr junge Erfindung. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten fertigen Haarshampoos auf den Markt. Die Haare mehrmals in der Woche oder täglich zu waschen, bürgerte sich erst in den folgenden Jahrzehnten ein. Unbedingt erforderlich ist regelmäßiges Haarewaschen mit Shampoo also nicht.
Im Gegenteil: Bei jeder Haarwäsche mit Shampoo wird der größte Teil des natürlichen Haarfetts, des sogenannten Sebums, entfernt. Die Haare fühlen sich frisch und locker an, sind jedoch Umwelteinflüssen schutzlos ausgesetzt. Außerdem produziert nach einer derart gründlichen Reinigung laut No-Poo-Theorie die Kopfhaut umso mehr Fett. Das Resultat: Die Haare werden schnell wieder fettig, eine neue Haarwäsche ist notwendig.
„No Poo“ soll diesen Teufelskreis durchbrechen. Das Ziel: Nach einer mehrwöchigen Entwöhnungsphase ohne Shampoo pendelt sich die Talgproduktion der Kopfhaut auf einem deutlich niedrigeren Level ein. Die geringe Menge an Fett wirkt – wie von der Natur ursprünglich beabsichtigt – als eine Art natürliches Pflegemittel für die Haare. Die Haare glänzen, sind kräftig und gesund. Am Ende musst du nur noch selten die Haare waschen – und das ohne Shampoo, falls eine Wäsche doch mal notwendig ist.
Wasser, Roggenmehl & Co. – die Alternativen zum Shampoo
Hast du Lust, „No Poo“ auszuprobieren? Als Ersatz für das bisherige Haarshampoo bieten sich mehrere Alternativen an. Welche davon infrage kommt, hängt vom persönlichen Geschmack und Haartyp ab. Ähnlich wie bei normalen Shampoos musst du unter Umständen etwas herumprobieren, bis du eine optimale Lösung für dich gefunden hast.
Die Puristen unter den No-Poo-Fans schwören auf klares, lauwarmes Wasser als einziges Reinigungsmittel. Willst du deine Haare nur mit Wasser waschen, musst du dabei gründlich vorgehen, da kein Schaum den Schmutz abtransportiert. Insbesondere bei längeren Haaren ist ein büschelweises Ausspülen Pflicht. Im Idealfall werden Staub, Hautschuppen und überschüssiges Fett durch das warme Wasser entfernt. Eine geringe Menge an Sebum bleibt auf Haaren und Kopfhaut und entfaltet dort seine pflegende und schützende Wirkung. Als Abschluss der Haarwäsche empfiehlt sich kaltes Wasser, das glättet Haare und Kopfhaut. Wenn die Haare trocken sind, bürstest du sie behutsam durch und verteilst so die natürlichen Fette entlang der Haare.
Der Haken bei der Sache: In Regionen mit hartem Leitungswasser lagert sich Kalk im Haar ab. Dies ist nach einem Mal Waschen mit klarem Wasser noch nicht spürbar, nach mehreren Malen schon. Die Lösung des Problems: die sogenannte „Saure Rinse“. Sie besteht beispielsweise aus einem Liter kaltem Wasser mit einem Esslöffel Apfelessig. Die Haare spülst du nach der eigentlichen Haarwäsche mit dieser sanft kalklösenden Mischung durch. Statt Apfelessig eignet sich als Alternative Zitronensaft in der gleichen Verdünnung. Wichtig: Die Saure Rinse nicht mit Leitungswasser ausspülen, sonst gelangt erneut Kalk in die Haare.
Haare waschen ohne Shampoo und nur mit klarem Wasser funktioniert nicht bei allen. Ist eine gründlichere Reinigung notwendig, kommen mehrere Methoden in Betracht:
Haare waschen mit Roggenmehl
Dessen Reinigungswirkung ist einerseits mechanisch, andererseits beruht sie auf der enthaltenen Stärke. Diese wirkt wie ein Emulgator, Fette verbinden sich mit Wasser und lassen sich abspülen. Zugleich ist die Stärke jedoch milder als die fettlösenden Substanzen in normalen Haarshampoos.
Der Clou an der Sache: Roggenmehl enthält darüber hinaus eine Reihe von pflegenden Substanzen wie Vitamin E und Proteine. Um ein Shampoo aus Roggenmehl herzustellen, löst du das Mehl in lauwarmem Wasser auf. Die Art des Mehls und die Menge hängen von Haartyp und Haarlänge ab. Ein gängiges Rezept für schulterlanges Haar sind:
- vier Esslöffel Roggenmehl auf einen Viertel Liter Wasser
- Für feine Haare empfiehlt sich weißes Mehl vom Typ 1150, für dicke Haare Vollkornmehl
- Shampoo mehrere Minuten einwirken lassen.
- Je nach Geschmack kannst du im Anschluss eine Saure Rinse anwenden.
Haare waschen mit Lavaerde
Eine andere, rein mechanische Reinigungsmethode ist die Haarwäsche mit Lavaerde. Dabei löst du einige Esslöffel Lavaerde in einer geringen Menge kochendem Wasser auf. So entsteht je nach persönlicher Vorliebe ein dünn- bis dickflüssiges Gemisch. Vor der Haarwäsche muss das Ganze abkühlen. Der Vorteil: Im Gegensatz zum Roggenmehl-Shampoo muss Lavaerde nicht einwirken. Der Nachteil: Sie enthält keine pflegenden Inhaltsstoffe. Optional: eine Saure Rinse danach.
Haare waschen mit Natron
Die dritte Methode: Haare waschen mit Natron. Genau genommen handelt es sich um Natriumhydrogenkarbonat, einem vielseitigen Allzeckmittel für den Haushalt. Aufgelöst in Wasser wirkt es wie eine milde Reinigungslauge. Die Vorgehensweise ist ähnlich wie bei Lavaerde: Das Natron wird mit Wasser zu einem Brei verrührt und als Shampoo benutzt. Die Anwendung ist ebenso einfach. Allerdings ist nach der Kopfwäsche mit Natron eine Saure Rinse ein Muss. Der Grund: Natron ist eine leicht alkalische Lauge. Lässt du die Saure Rinse weg, bringt das den Säureschutzmantel der empfindlichen Kopfhaut aus dem Gleichgewicht. Achtung: Natriumhydrogenkarbonat („Natron“) in der Drogerie nicht mit Natriumkarbonat verwechseln, das dort ebenfalls erhältlich ist. Bei Natriumkarbonat („Waschsoda“) handelt es sich um ein aggressives, hautreizendes Reinigungsmittel.
Ist „No Poo“ für jeden geeignet?
Ob und welche Variante der No-Poo-Methode funktioniert, ist von Person zu Person verschieden und hängt von mehreren Faktoren ab. So beeinflusst zum Teil die genetische Veranlagung die Fettproduktion der Kopfhaut, daneben spielt die Haarlänge eine Rolle. Die wenigen Zentimeter langen Haare eines Kurzhaarschnitts lassen sich beispielsweise mit klarem Wasser leichter reinigen als eine wallende Mähne. Bei langen Haaren wird es in vielen Fällen nicht ohne gelegentliche Haarwäsche mit Zusätzen wie Roggenmehl, Lavaerde und Natron funktionieren.
Vorsicht ist bei bestimmten Vorerkrankungen der Kopfhaut geboten. Dazu gehören zum Beispiel Pilzinfektionen. Eine Do-it-yourself-Behandlung mit der No-Poo-Methode ist hier zwecklos und kontraproduktiv.
In jedem Fall braucht die Kopfhaut Zeit, sich umzustellen. Anwenderinnen der No-Poo-Methode berichten in der Regel von einer Übergangszeit von sechs bis acht Wochen: In dieser Zeit wirken die Haare ungepflegter und die Kopfhaut juckt gelegentlich. Ist die Übergangsphase überstanden, winken als Lohn schönere und gesündere Haare.
Haare waschen ohne Shampoo – geht es nicht einfacher?
Haare waschen ohne Shampoo ist dir zu aufwendig? Dann bietet sich als Alternative zu „No Poo“ das sogenannte „Low Poo“ an. Dabei verzichtest du nicht vollständig auf herkömmliches Shampoo, sondern schränkst dessen Verbrauch drastisch ein, zum Beispiel indem du die Haare seltener mit Shampoo wäschst und zwischendurch mit klarem Wasser. Und wenn du Shampoo verwendest, dann sparsam. Denn das bekannte „Quietschen“ der Haare nach der Wäsche ist ein sicheres Zeichen, dass das Haar komplett entfettet ist. Zudem bevorzugen die Low-Poo-Befürworter oft eine milde Haarseife oder Shampoos, die keine Silikone enthalten. Deren glättende Wirkung ist nicht mehr notwendig, wenn eine geringe Menge des natürlichen Sebums auf dem Haar bleibt.
Probiere es doch einfach mal aus das Haare Waschen ohne Shampoo! Viel Erfolg wünscht dir dein Universal Redaktionsteam.