Flohmarkt Brünnerstrasse – Ein Trip in die Kindheit

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Der Flohmarkt an der Wiener Stadtgrenze (www.flohmarkt-brünnerstrasse.at) riecht ein ganz klein wenig nach meiner Kindheit in den 70er Jahren des vergangenen Jahrtausends: Hier werden (nicht nur) olfaktorische Erinnerungen wach. An den Geruch der Mottenkugeln im Schlafzimmerschrank meiner Weinviertler Oma und einen frisch gebrühten Frühstückskaffee, an den staubigen Duft von alten Langspielplatten, dicken Konsalik- und Simmel-Wälzern sowie an Unmengen von „abgeschmusten“ Stofftieren.

Es ist 7 Uhr 30 an einem Samstag Morgen und ich gehöre zu den ersten Besuchern, die die alte Lagerhalle an der Wiener Stadtgrenze betreten. Rechts hinten befindet sich die „Multimedia Ecke“ mit Schellacks, LPs, Kassetten, Postern, DVDs, Videokassetten, Walkmen, uralten Radios und Plattenspielern. Und von dort kommt auch die Beschallung: „Der Kaffee ist fertig“ von Peter Cornelius klingt beruhigend durch die Halle und zaubert mir frühmorgens ein Lächeln aufs Gesicht. Und schon fallen meine Blicke auf die ersten kleinen Dinge, die meine Kindheit mitbestimmt haben und die mir fast schon in Vergessenheit geraten waren.

Denn ein Ausflug auf den Flohmarkt zum Bummeln und Gustieren ist immer auch ein Ausflug in die eigene Kindheit.

In der Halle stellen die „Fachleute“ aus – sie kennen ihr Business, das Flohmarkt-Business. Ältere Herrschaften, die sich bei Porzellan, Tonbandgeräten, Postkartensammlungen, Souvenirs aus Mariazell, Telefonen aus der Vorkriegszeit und Zinnkrügen besser auskennen als mit Facebook, Internet und WhatsApp. Alle sind sie freundlich, scheinen ein eingeschworenes Team wie im Schrebergarten zu sein und bieten höchst unaufdringlich ihre Hilfe an. Ob ich was Bestimmtes suche? Nein, ich suche nichts, habe aber auch nichts dagegen, wenn ich etwas fände. Von früher. Ganz früher.

Selbst verkaufen am Flohmarkt Brünnerstrasse

Auf dem Parkplatz vor der Halle kann jeder seinen eigenen temporären Kaufmannsladen eröffnen – mit 20 Euro Standgebühr ist man dabei und kann sich so von MickyMaus-Taschenbuchserien, Kinderspielzeug, ungeliebten Strick-Pullovern, Damenfahrrädern und elendsdicken PC-Bildschirmen endgültig trennen – gegen einen kleinen Obolus. Natürlich ist hier auch einiges Verhandlungssache, nur bei schönen Geschirr-Serien und ausgesprochenen Sammlerobjekten gibt es (zugegebenermaßen sehr niedrige) Fixpreise. Einige schöne Küchenutensilien aus alten Zeiten stechen mir ins Auge, Singles (meine erste war ein Ambros-Song) mit Schlagern aus den 50ern und Hörspielen für Kinder, dicke Brockhaus-Serien sowie „Sarah Kay“ und „Diddl“ Spielzeug, das ich bereits vergessen hatte.


Tipp für Flohmarkt-Verkäufer: Waren richtig präsentieren.


Was lässt sich am Flohmarkt gut verkaufen?


Wer gut einkaufen will und dabei noch seine Ruhe haben will, muss früh aufstehen. Am Flohmarkt an der Brünnerstrasse gibt es naturgemäß kein Parkplatzproblem und ab 7 Uhr ist geöffnet – da ist man aber wirklich bei den Ersten dabei und kann ungestört gustieren. Empfehlenswert ist es auch, Kleingeld und kleine Euroscheine dabei zu haben, denn nichts ist lästiger, als bei jedem kleinen Kauf wechseln gehen zu müssen. Wer einen Rucksack auf Hamsterfahrt zum Flohmarkt mitnimmt, kann auch gleich seine erworbenen Heiligtümer einsacken und hat dennoch beide Hände frei zum Schauen. Denn auf einem Flohmarkt schaut man auch mit den Händen – das gehört einfach dazu.

Einmal noch einen alten Kassettenrekorder in die Hand nehmen und die widerspenstigen Tasten zur Aufnahme drücken. Oder in alten Postkarten wühlen, auf denen unbekannte Menschen Grüße aus der Sommerfrische im Weinviertel nach Wien „hinein“ schickten. Mal kurz über eine Schreibmaschine streichen, ein Kinderquartett zur Hand nehmen und alte Oma-Handtaschen bewundern.

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Berührungsängste sollte man keine haben auf einem Flohmarkt: Denn hier gehts nicht ums Sauberbleiben, sondern ums Wachrütteln längst verloren geglaubter Erinnerungen und Emotionen. Und die sind selten sauber, sondern staubig und manchmal fast schon zu alt zum Angreifen.

Flohmarkt Brünnerstrasse und weitere Flohmärkte in Wien

  • jeden Samstag und Sonntag 7-14 Uhr
  • Einfahrt an der Kreuzung Haas/De Witt
  • Parkplätze reichlich vorhanden
  • Aussteller Stand: 20 Euro für beide Tage.

Danke an Angelika von wiederunterwegs.com für diesen schönen Flohmarkt-Tipp.

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